Mai
16.05.2024 Pressemitteilung
Die Senatskanzlei veröffentlichte am 16.05.2024 eine Pressemitteilung über Kai Wegners Tokio-Besuch. Er traf sich mit Außenministerin Yoko Kamikawa und kündigte an, dass es zu „Veränderungen“ in Bezug auf die Friedensstatue und ihre „einseitige“ Darstellung kommen müsse.
Change.org Petition angelegt
Eine unserer Mitstreiter*innen legte spontan eine online-Petition an. Diese wurden binnen weniger Tage tausende Male unterzeichnet.
© Hyemi Jo basierend auf Foto von Dong-Ha Choe
Postkartenaktion „Ari macht mutig“
Um der Bezirksbürgermeisterin Mut zu machen, zur Friedensstatue zu halten, und um ihr noch einmal zu vermitteln, wie vielen Menschen „Ari“ am Herzen liegt, starteten wir eine Postkartenaktion.
24.05.2024 Demo „Die Friedensstatue muss bleiben!“ am Roten Rathaus
Das Bündnis „People from Japan together with the Statue of Peace“ rief spontan zur Demonstration vor dem Roten Rathaus auf. Dort wurden neben vielen spontanen Redebeiträgen auch die Forderungen der AG „Trostfrauen“ zum Erhalt der Friedensstatue vorgetragen.
© Hyangbok Shim
© Miyeon Choi
Unsere Forderungen zum Erhalt der Friedensstatue, vorgetragen von der AG „Trostfrauen“:
- Umsetzung der Beschlüsse der BVV zur Erhaltung der Friedensstatue durch das Bezirksamt Berlin-Mitte.
- Dauerhaftes Bleiberecht für die Friedensstatue statt Duldungsstatus.
- Einbeziehung der Zivilgesellschaft bei der Ausschreibung für einen weiteren Erinnerungsort.
- Schutz vor Einmischung von Vertreter*innen anderer Staaten in die Berliner Bezirkspolitik.
- Kein Eingriff in demokratische Strukturen. Kunst im Stadtraum ist nicht Verantwortung des Regierenden Bürgermeisters von Berlin.
- Schluss mit der Komplizenschaft von japanischen und deutschen Politiker*innen, die Täterperspektiven zentrieren statt auf Überlebende zu hören.
- Mehr Aufklärung über die koloniale Geschichte im Asien-Pazifik-Raum.
- Anerkennung von „mitgebrachter Geschichte“ von Menschen mit Migrationsgeschichte in Deutschland – auch das ist deutsche Geschichte.
- Anerkennung der Friedensstatue als Ergebnis des jahrzehntelangen Engagements der (post-)migrantischen Communitys und Zivilgesellschaft für Aufklärung über sexualisierte Gewalt und Kolonialismus.
Juni
19.06.2024 – Community Commemoration „Erinnern heißt Trauern heißt Kämpfen“ an der Friedensstatue
Am 19. Juni ist der Internationale Tag für die Beendigung sexueller Gewalt in Konflikten der UN. Auch dieses Jahr organisierten die Japanische Fraueninitiative und die AG „Trostfrauen“ zusammen mit vielen Verbündeten ein Gedenken an der Friedensstatue.
© Hyangbok Shim
© Miyeon Choi
© Miyeon Choi
Resolution/Erklärung Die Friedensstatue Ari muss bleiben!
Der Internationale Tag für die Beseitigung sexualisierter Gewalt in Konflikten der UN soll das Bewusstsein für dieses Phänomen schärfen und dazu inspirieren, konfliktbedingter sexualisierter Gewalt ein Ende zu setzen. Aber UN Resolutionen gegen sexualisierte Gewalt laufen meist ins Leere, weil Kriegsparteien und individuelle Täter:innen sich nicht von ihnen beeindrucken lassen.
Massive sexualisierte Gewalt an FLINTA* wird in nahezu allen Kriegs- und Annexionsangriffen angewandt, aber auch in Friedenszeiten überall im Alltag. Ihre Stimmen werden ignoriert. Wie können wir diesem Teufelskreis der Gewaltstruktur entkommen?
Schweigen und Schweigen brechen
Die Friedensstatue Ari tritt das Vermächtnis der so-genannten Trostfrauen an, die erst Ende des 20. Jahrhunderts ihr Schweigen gebrochen haben. Aber es ist ein uraltes öffentliches Schweigen. Das systematische Ignorieren der Stimmen von Betroffenen ist nämlich kein Zufall. Im Patriarchat durfte und darf man über sexualisierte Gewalt nicht sprechen, weil Gewalterfahrungen nicht als solche anerkannt werden. Es drohte und droht sozialer Ausschluss der Betroffenen. Selbst im Kontext von internationalen Kriegen und Bürgerkriegen werden die Betroffenen beschämt und gemieden. Wir sagen aber: Die Verantwortung für Prävention, Opferschutz, Heilung und Täter:innenarbeit liegt aber im Interesse der ganzen Gemeinschaft.
Postmigrantische Solidarität: Wo erinnern?
Auch heute denken manche: In Berlin hat das Erinnern an Verbrechen, die an einem anderen Ort geschehen sind oder nicht „von uns“ verübt wurden, keinen Platz. Sie wollen, wie auch von Berlins Regierendem Bürgermeister Kai Wegner unterstützt, einen „abstrakten“ oder „universellen“ Erinnerungsort, der nicht „einseitig“ anklagt.
Diese Stimmen vergessen, dass Deutschland längst eine plurale und postmigrantische Gesellschaft ist, in der die 1., 2., 3. und weitere Generationen ihre Stimmen und ihre Geschichten zur Erinnerung beitragen wollen und sollen. Auch ihre Geschichten der Gewalt gehören dazu. Außerdem ist Deutschland durch seine jahrzehntelange Zusammenarbeit mit japanischen Regierungen längst involviert.
Das Argument, dass man nicht „einseitig“ Verbrechen anprangern dürfe, übersieht, dass es sich bei jeder Tat um eine einseitige handelt. Die Statue als Erinnerungsort spiegelt eine Täter-Opfer-Beziehung wider, in der Täter:innen klar benannt werden müssen. Eine historische Tatsache zu benennen ist weder „einseitig“ noch „tendenziös“ oder gar „gefährlich“.
Einen stärker auf das „Universelle“ ausgerichteten Ort gibt es aber auch: das dazugehörende Museum der Trostfrauen, das Taten des Japanischen, Deutschen, Amerikanischen, Koreanischen Militärs sowie des sogenannten IS bezeugt.
Wir wollen denen, die diese Geschichten nicht integrieren wollen, sagen: wenn wir nur dort sprechen, erinnern, trauern, uns verbünden und kämpfen dürfen, wo Täter:innen ihre Augen und Ohren vor unseren Anklagen und Geschichten verschließen oder ein Schlussstrich mit Geld erkaufen oder mit Rechtsmitteln erzwingen wollen, dann haben wir alle den Kampf verloren: denn dann werden wir nicht angehört werden. Wir müssen auch in Berlin gemeinsam kämpfen: für eine gerechtere Zukunft und nicht für einen Schlussstrich oder die Erlaubnis zu Gedenken.
Von sexualisierter Gewalt sind Frauen und Mädchen, Männer und Jungen und queere Menschen auf der ganzen Welt betroffen – jenseits nationaler oder ethnischer Grenzen. Betroffene selbst wissen das und solidarisieren sich miteinander. Wir wollen gemeinsam an jedes einzelne Verbrechen erinnern, denn sie selbst sehen sich in jedem einzelnen Verbrechen widergespiegelt.
Forderungen
Die Friedensstatue am Unionsplatz ist ein Ort für das Gedenken und Trauern, für das Lernen, für Gespräche und für den Kampf gegen sexualisierte Gewalt und für den Frieden geworden. Sie wird anerkannt durch weite Teile der Zivilbevölkerung. Sie kann nicht immer wieder der aktuellen Politik preisgegeben werden, denn so geben wir die Erinnerung auch immer wieder der Leugnung preis.
Und deshalb sagen wir: Ari muss bleiben.
Wir fordern vom dem Bezirksamt Mitte, dem Kultursenat, der BKM und vom Regierenden Bürgermeister:
- Anerkennung der Friedensstatue Ari als Denkmal für alle Betroffenen aus der Vergangenheit, der Gegenwart sowie für die Zukunft
- Die Friedensstatue soll den Ausgangspunkt für weitere zentrale wie dezentrale Gedenkorte zu sexualisierter Gewalt bilden, wie bereits die BVV verabschiedet hat
- Betroffene und zivilgesellschaftliche Organisationen müssen in Gespräche und Entscheidungen über weitere Erinnerungsorte einbezogen und zentriert werden.
- Nachfolgestaaten der Täterparteien wie BRD und Japan dürfen den Diskurs um Erinnerung nicht „von oben“ steuern.
- Erinnern jenseits der Schuldzuweisung denken: Erinnern heißt Verantwortung übernehmen und Veränderungen angehen.
- Bundes- und Landesregierung sollen sich nicht in Bezirksfragen einmischen. Bundes-, Landes- und Bezirksregierung müssen stattdessen ihre Zivilgesellschaft vor Einmischung schützen.
- Bildungsprojekte und Unterstützungsprojekte im Kontext sexualisierte Gewalt verstetigen.
Sexualisierte Gewalt verjährt nicht! So darf auch unsere gemeinsame Praxis des Trauerns, Erinnerns und Kämpfens nicht enden!
20.06.2024 – Kundgebung „Die Friedensstatue muss bleiben!!“ am Rathaus Mitte
Anlässlich einer Sitzung der BVV in Mitte, bei der ein Antrag der Fraktionen der Linken, SPD und Bündnis 90/Grüne und Nachfragen aus der Bevölkerung zur Friedensstatue eingereicht wurden, riefen die Omas gegen Rechts zusammen mit dem Korea Verband und der AG „Trostfrauen“ zur Kundgebung vor dem Rathaus Mitte auf. Es gab viele emotionale Redebeiträge. Auch Bezirksbürgermeisterin Stefanie Remlinger trat vor die Menge und verkündete offiziell, dass es für die Friedensstatue keine Zukunft gebe und sie sich stattdessen um ein „echtes“ Denkmal bemühen werde.
© Hyangbok Shim
© Miyeon Choi
© Miyeon Choi
Redebeitrag von Aiko Okamoto
Liebe Frau Remlinger, liebe Bezirksverordnete,
ich, japanische Berlinerin, möchte Sie bitten, die Friedensstatue in Berlin zu behalten.
Sie sagen selber, Frau Remlinger, Sie stehen hinter einer solchen Statue wie die Friedensstatue. Warum wollen Sie diese extra abbauen? Ich habe bisher keine verständliche Begründung dazu gehört.
Die Friedensstatue symbolisiert das Leiden von sogenannten „Trostfrauen“. Sie haben nicht nur Verschleppung und sexuelle Sklaverei erleben müssen, sondern wurden auch danach, nachdem sie mit vollem Mut ihren Schmerz ausgesprochen hatten, öffentlichen Beleidigungen ausgesetzt und haben auch keine Anerkennung durch die Politik erhalten. Die japanische Regierung versucht seit Jahren diese Tatsache zu vertuschen und Schulbücher mit Nennung von „Trostfrauen“ werden nicht zugelassen. Die Tokioter Bürgermeisterin Yuriko Koike, mit der sich unser regierende Bürgermeister Kai Wegner neulich getroffen hat, leugnet auch die Massaker an Koreaner*innen nach dem großen Tokioter Erdbeben und schickt keinen Gedenkbrief mehr, obwohl dies eine Tradition von Tokioter Bürgermeistern war. Warum hören Sie solchen geschichtsrevisionistischen Menschen zu und nicht den Opfern? Viele Statuen und Denkmäler erinnern an Sieger, an Menschen mit Macht. Die Friedensstatue hingegen an Opfer. Waren Sie schon mal bei der Friedensstatue? Die Friedensstatue hat einen Sitz frei für weitere Opfer. Sie ist der Ort fürs Zuhören und Zusammenkommen. Durch leidenschaftliches Engagement von der AG „Trostfrauen“ und auch anderen Gruppen wie den Omas gegen Rechts ist die Statue ein fester Platz geworden für zivile Solidarität für alle Opfer sexualisierter Gewalt. Solch einen Ort zerstören zu wollen kann ich mit gutem Gewissen nicht nachvollziehen. Ich habe nichts gegen weitere Statuen für die Opfer sexualisierter Gewalt. Bin sogar total dafür. Aber dafür müssen wir keine vorhandene Statue vernichten. Berlin kann ruhig sehr, sehr stolz sein, eine solche Statue wie die Friedensstatue zu haben und auf der Seite der Opfer zu stehen!
Bitte lassen Sie die Friedensstatue in Berlin bleiben!
Vielen Dank!
Einwohnerantrag
Am Tag der Kundgebung begannen wir, Unterschriften für einen Einwohnerantrag zu sammeln. Ab 1000 gesammelten Unterschriften von Menschen, die im Bezirk Mitte gemeldet sind, wird der gestellte Antrag in der BVV eingebracht und abgestimmt. Jeden Tag wurden Unterschriften an der Friedensstatue gesammelt und es fanden viele Aktionen statt: Musiker*innen und Tänzer*innen vom Kaya Ensemble, Berlin Korean Dance Project und MuAK sowie der Bom-Nal Chor aus Südkorea und viele mehr performten u.a. an der Friedensstatue.
Juli
10.07.2024 – WeiKu Ausschuss
Mit vielen Verbündeten und Unterstützer*innen waren wir beim Ausschuss für Weiterbildung und Kultur, um noch einmal die Wichtigkeit der Friedensstatue, insbesondere für die Jugendarbeit, deutlich zu machen. Bei der Ausschusssitzung wurde auch der Antrag der SPD, der Grünen und der Linken „Die Friedensstatue soll bleiben“ beschlossen, der in der nächsten BVV-Sitzung am 19. September besprochen wird.
© Korea Verband
31.07.2024 – Überreichung der Unterschriften für den Einwohner*innenantrag
In kürzester Zeit haben wir die benötigten 1000 Unterschriften für die Einreichung eines Einwohnerantrags zusammenbekommen und weit übertroffen. Die Menschen im Bezirk Mitte und aus der Nachbarschaft der Friedensstatue wollen ganz klar, dass „Ari“ bleibt! Am 31. Juli überreichte der Korea Verband vor dem Rathaus Mitte zusammen mit den drei Vertrauenspersonen
Michiko Kajimura, Jana Schäfer und Gernot Wolfer mehr als 2000 handschriftliche Unterschriften an
Jelisaweta Kamm, die Vorsteherin des Vorstands der BVV (B90/Die Grünen). Seitdem haben wir noch weitere 1000 Unterschriften gesammelt. Wir bedanken uns bei allen Menschen, die unterschrieben haben und Unterschriften gesammelt haben. Wir waren sehr gerührt von den täglichen Gesprächen und Begegnungen, die gezeigt haben, dass unsere Nachbarschaft und unser Bezirk möchten, dass Ari bleibt, und dass sie die Vorgehensweise der Politik nicht verstehen.
© Miyeon Choi
August
14.08.2024 – Kundgebung zum Internationalen Gedenktag für die „Trostfrauen“ an der Friedensstatue
Auch dieses Jahr begingen wir wieder gemeinsam mit der japanischen Fraueninitiative den Internationalen Gedenktag für die „Trostfrauen“ am 14. August. 9 Frauen aus 9 Ländern, die Opfer des Systems der sexuellen Versklavung durch das japanische Militär waren, wurden vorgestellt. Beim anschließenden Redemarathon sprachen 26 Redner*innen aus der Zivilgesellschaft, Nachbarschaft und der Politik. Alle forderten: Die Friedensstatue muss als Ort erhalten bleiben, der an „Trostfrauen“ und an alle anderen Opfer von sexualisierter Gewalt erinnert.
© Miyeon Choi
© Miyeon Choi