Die Friedensstatue ist wichtiger Bestandteil der Bildungs- und Aufklärungsarbeit, die der Korea Verband durchführt. Über die letzten Jahre wurde etwa das Projekt „Setz dich neben mich!“ umgesetzt, dessen Titel auf den leeren Stuhl neben der Statue anspielt. Jugendliche setzten sich im Rahmen des Projektes mit dem Thema „sexualisierte Gewalt“ auseinander. Die Geschichte der „Trostfrauen“ war Ausgangspunkt für eine künstlerische Annäherung an dieses sensible Thema. Die Jugendlichen unterschiedlicher Jugendgruppen aus Moabit und aus anderen Bezirken bastelten, töpferten, rappten und filmten und musizierten. Dass die Behandlung dieses Themas für sie wichtig war, wurde oft von den Jugendlichen betont. Viele stellten Verknüpfungen zu ihren eigenen Lebensrealitäten in Schule und Gesellschaft und zu ihren Familiengeschichten her. Umso schlimmer ist es, dass die Weiterförderung dieses Projektes nun gestoppt wurde, nachdem der Regierende Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner, sowie die japanische Botschaft Einfluss auf den Beirat genommen hatten.
Am 14.08.2024, zum jährlichen internationalen Gedenktag für die „Trostfrauen“, sprach auch eine Teilnehmerin des Jugendprojektes an der Friedensstatue:
„Hi, ich bin Gönül aus dem offenen Kinder- und Jugendtreff Laiv. Genau vor einem Jahr wusste ich von der Geschichte der „Trostfrauen“ nichts. Als Nataly zu uns ins Laiv kam und uns von der Geschichte der „Trostfrauen“ erzählte, war ich schockiert. Ich war schockiert über das, was passiert ist. Aber vor allem war ich schockiert, dass ich von dem Thema nichts wusste und diese Geschichte nicht weit verbreitet ist. Durch Nataly habe ich dann erfahren, dass die Statue jetzt auch noch abgerissen werden soll. Als ich das hörte, wollte ich als Frau an ihrer Seite stehen. An der Seite von Nataly, an der Seite von der „Trostfrauen“-Statue, an der Seite dieser Geschichte, an der Seite von jeder Frau. Es sollte eigentlich so sein, dass Frauen sich gegenseitig stark machen. Die Realität aber, die ich sehe, ist, dass, egal wo ich stehe, egal ob auf der Arbeit, auf der Straße, in der Schule oder Zuhause, Frauen ihre Stärke nicht nutzen, sondern sich selbst verstecken und miteinander konkurrieren. Doch sie vergessen das, was uns vereint: Dass wir Frauen sind.
Egal welche Frau da sitzt – sei sie koreanisch, japanisch, türkisch, kurdisch, palästinensisch oder auch deutsch –, egal von wo die Geschichte kommt, es betrifft uns alle. Es könnte jedem passieren. Es könnte überall passieren. Es geht nicht einfach nur um eine Statue. Es geht auch nicht nur um die Vergangenheit. Es geht darum, dass es überall auf der Welt und immer noch passiert. Es passiert nicht nur an einzelnen Orten. Es passiert auch in Palästina, Kurdistan, im Iran, im Kongo und Sudan. Sexualisierte Gewalt und Übergriffe passieren überall. Auch hier in Deutschland jeden Tag.
Durch Empathie können wir uns in eine Person hineinversetzen und verstehen, dass schlimm ist, was sie durchlebt hat. Und die Statue ist dafür da, uns ihre Geschichte und die von Millionen von anderen Frauen weiterhin zu erzählen. Wenn die Statue nicht mehr zu sehen ist, wird die Geschichte auch unsichtbar gemacht. Wir müssen die „Trostfrau“ verstehen, aber sie versteht uns auch. Sie beweist uns, dass unser Schmerz und unser Trauma existieren und angeklagt werden dürfen. Auch wenn ihr Name „Trostfrau“ einen gewaltvollen, problematischen Anfang hatte, schenkt sie durch ihre Existenz denjenigen Frauen Trost, die sexuelle Gewalt oder Unterdrückung erfahren haben und nicht gehört werden, sei es in der Vergangenheit oder im Jetzt, sei es im Kolonialismus, im Krieg oder im Alltag.
Wir sind stark. Frauen sind stark. Wir haben eine Stimme. Wir nutzen sie. Hört uns zu! Versteht uns! Macht mit! Wir sollten nicht die einzigen sein, die die Stimme erheben. Lernt aus unserer Geschichte und verbreitet sie! Gemeinsam sind wir stark!“
© Miyeon Choi
© Miyeon Choi
© Dong-Ha Choe
© Miji Ih